[Warum und Wieso] Ein Blick Hinter die Kulissen von „Knolles Reise – Abenteuer in Illnau“

Der Ort Oberillnau im Spätsommer mit Bergen im Hintergrund

Autorin: Nicole Bösch
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Räuchermännchen Knolle aus -ein Waldgeist- wohnt seit vielen Jahren während der Weihnachtszeit bei seiner Menschenfamilie in Illnau.

Doch halt, dieses Jahr möchte er nach Weihnachten nicht wieder zurück in seine Kiste. Als sich die Gelegenheit ergibt, läuft er von zu Hause weg. Während seiner Reise findet er neue Freunde und erlebt die tollsten Abenteuer.

Vor vielen Jahren war ich mit meiner Familie im Schwarzwald im Urlaub. Dort entdeckte ich ein Kinderbüchlein, das in der Region spielt. Unsere Kinder waren noch sehr klein (ca. 2 und 4 Jahre) und mochten nicht gern weit laufen. Also steckte ich das Büchlein in den Rucksack und immer wenn sie keine Lust mehr hatten, las ich ihnen daraus vor und meinte: „… und wenn wir nun noch die Tanne finden wollen, in die der Blitz eingeschlagen hat, müssen wir nur noch um die nächste Ecke.“ Und so konnte ich sie immer wieder motivieren, weiterzulaufen.

In diesem Urlaub kam ich auf die Idee, dass es doch schön wäre, wenn es so ein Kinderbuch auch für Illnau, der Ort in dem wir in der Schweiz leben, gäbe. Denn wir als Zugereiste (mein Mann und ich lebten vorher über 10 Jahre in München) haben selbst erst nach und nach erfahren, was unser neuer Wohnort und seine Umgebung alles zu bieten hatten. Etwa, dass wir einen schönen Wasserfall haben oder auch viele versteckte Weiher.

Da die Kinder noch so klein waren, kam ich nicht wirklich zum Schreiben, zumal ich auch berufstätig bin. Also notierte ich über die Jahre immer wieder neue Ideen, spann einen roten Faden für die Geschichte, die bei jedem Spaziergang in meinem Kopf wuchs. Und dann kam der Wandel der Zeit dazwischen …

Die ersten Schauplätze, die in der Geschichte vorkommen sollten, verschwanden aus dem Ortsbild, wie z.B. ein wunderschönes altes Sägewerk. Da wusste ich, jetzt muss ich die Geschichte schreiben oder es wird nie etwas. Das war ganze 7 Jahre später. Doch dann ging alles ziemlich zügig. Ich begann regelmäßig Schreibworkshops zu besuchen, um das Schreibhandwerk zu erlernen und Gleichgesinnte zu finden. Eine erfahrene Autorin unterstützte mich dabei, die Storyline gut aufzubauen.

Lesung in der Bibliothek Ludothek Degersheim zu Knolles Reise

Ursprünglich war das Buch nur für mich und meinen Freundeskreis gedacht. Doch als ich bei der Firma Christian Ulbricht GmbH & Co. KG nach den Urheberrechten des erzgebirgischen Räuchermännchens „Waldgeist“, das als Vorlage für meine Geschichte dient, fragte, wurde ich überrascht. Die Idee des Buches und die Geschichte stießen dort auf positive Resonanz und die Firma orderte bereits im Voraus eine große Stückzahl von Knolles Reise. Denn das Buch war bis dahin einzigartig – das erste bekannte Kinderbuch mit einem erzgebirgischen Räuchermännchen in der Hauptrolle.

Das war der Zeitpunkt, als ich mir überlegte, das Buch doch der breiten Masse anzubieten. Ich fand eine Illustratorin ganz in der Nähe, die sogar in Illnau aufgewachsen war, und gemeinsam gestalteten wir ein Stück Heimat. Im März 2022 stellte ich Knolles Reise dann ganz offiziell der Öffentlichkeit bei einer Buchvorstellung in meinem Ort vor. Nach und nach traute ich mich auch an Social Media und baue mir so Schritt für Schritt eine kleine Fangemeinde auf. Die Ideen rissen nicht ab und so kam es zu dem zweiten Buch. Ein dritte Geschichte juckt schon in den Fingern und viele weitere Ideen sind noch in meinem Kopf. Ich denke, mit dem kleinen, impulsiven und abenteuerlustigen „Knolle“ wird es nie langweilig werden.

Das kleine Räuchermännchen „Waldgeist“, das in meiner Geschichte „Knolle“ heißt, „lebt“ schon seit vielen Jahren bei uns in der Familie. Allerdings wird es traditionell nur in der Advents- und Weihnachtszeit aufgestellt. Nach Weihnachten kommt es jeweils in der ersten Januar-Woche wieder zurück in die Weihnachtskiste und in den Keller. So entstand die Buchidee. Das Räuchermännchen wollte eben eines Tages nicht mehr zurück in den dunklen Keller, läuft davon und erlebt Abenteuer in der nahen Umgebung. Da es glücklicherweise pünktlich zum ersten Advent wieder zu seiner Familie zurückgekehrt ist, darf es nun das ganze Jahr über in der Wohnung stehen und muss nie mehr in den Keller. 😉

Neben der Idee, Kinder wieder mehr in die Natur zu locken und auf wichtige Themen aufmerksam zu machen, möchte ich mit den Knolle-Büchern auch grenzübergreifende Verbindungen schaffen. Ich finde es schön, wenn Kinder mehr über die Kultur des jeweils anderen Landes – in dem Fall Deutschland/Schweiz – erfahren und sich damit auseinandersetzen. Das Buch spielt zwar in der Schweiz, die Orte, Tiere usw. lassen sich jedoch sehr gut auch auf einen beliebigen Ort in Deutschland übertragen und finden daher bei den Kindern großen Anklang.

Mittlerweile ist „Knolles Reise“ ein richtiges Familienprojekt geworden. Unsere Kinder, obgleich sie die Buchinhalte mittlerweile zu „babyhaft“ finden, da sie sich an 5- bis ca. 9-Jährige richten, steuern immer wieder gute Ideen für die Geschichten bei und mein Mann hilft bei allen technischen Belangen, für die mir einfach das Wissen und die Geduld fehlen.

Mein Sohn liebt es zu programmieren und hat daher vor einem Jahr ein Knolle-Game – je eine Sequenz zu einem Kapitel – in Scratch entwickelt. Da das der Idee, die Kinder weg vom PC raus in die Natur oder aufs Sofa zum Lesen zu locken, widersprach, hat er auch Wissensfragen eingebaut. Die Idee ist, dass das Kind zusammen mit einem Erwachsenen spielt, der den Text vorliest und ggf. bei der Beantwortung der Fragen behilflich ist.

So entsteht auch eine schöne spielerische Lernsituation und das Kind wird nicht nur vor dem Rechner „geparkt.“ Wenn man Knolles Reise vorher gelesen hat, ist das sicher hilfreich, aber kein Muss. Zudem ist Scratch eine Open Source Software, sodass das Game von jedem Interessierten weiterentwickelt werden kann. Aber natürlich steht das Lesen im Vordergrund und somit freue ich mich schon auf die Buchvorstellung des zweiten Bandes am 19.11.2023 inklusive einer musikalischen Überraschung.

Lesung bei Schkönaer Bücherfreunde zu Knolles Reise

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