Ob über die Entstehung der Figuren, Werte im Buch oder künftige Pläne mit Lotti – Marlen Zeisl, Autorin von „Lotti und das Land der Träume“, stellt sich in diesem Interview knallharten Fragen. Außerdem durfte ich vor einiger Zeit Hinter die Kulissen des Buches blicken.
Lotti und ihre Freunde reisen gemeinsam durch das Land der Träume. Wie bist du auf die Figuren gekommen und was macht sie so besonders?
Lotti habe ich nach meiner Nichte Carlotta benannt, für die ich dieses Buch geschrieben habe. Obwohl sie zur Entstehungszeit noch sehr klein war, ließen sich bereits einige Charaktereigenschaften erkennen, die sich in Lotti widerspiegeln. Diese Eigenschaften bestätigen sich mit jedem Tag, den sie älter wird.
Sie ist ein kleiner Wirbelwind, neugierig und lebhaft, und stürzt sich auf jedes Abenteuer, das sich ihr bietet. Sie ist mutig, interessiert und voller Energie. Natürlich hat sie auch schon ihren eigenen Kopf und möchte diesen nach Möglichkeit durchsetzen. Meistens geschieht dies abends, wenn es Zeit ist, ins Bett zu gehen. Auch Lotti befürchtet dann, zu viel Spannendes zu verpassen – obwohl sie vor Müdigkeit kaum noch die Augen öffnen kann. Viele Eltern wissen wohl, wovon ich spreche.
Deshalb war es mir wichtig, Lotti und allen anderen Kindern, denen es genauso ergeht, einen kleinen Anreiz zum Einschlafen zu geben – eine Fantasie, mit der sie selbst im Schlaf Abenteuer erleben können. Zu meiner großen Freude gibt es bereits Praxisbeispiele, bei denen dies sehr gut funktioniert hat.
Die drei Kuscheltiere von Lotti sind tatsächlich die ersten Kuscheltiere der kleinen Carlotta: ein Löwe, ein Häschen und ein Bärchen.
Da das echte Bärchen ein rosa Kleid trug, war für mich sofort klar, dass es eine Ballerina sein muss – eine herrlich unkonventionelle Fantasie, da ein eher pummeliges Bärchen per Definition wenig mit einer grazilen Ballerina zu tun hat. Genau das trägt dazu bei, dass Bärnadette an sich und ihrem Talent zweifelt, einfach weil sie nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Sie verkörpert Unsicherheit und Selbstzweifel, mit denen sich jeder von uns irgendwann in seinem Leben konfrontiert sieht. Umso wichtiger ist es, sich von diesen Ängsten zu lösen und seine Größe anzuerkennen.
Hildi, das Häschen, habe ich nach meiner leider bereits verstorbenen Großmutter benannt. Genau wie sie ist Hildi sehr liebevoll, gutmütig und zufrieden – aber auch bedacht, pflichtbewusst und zuverlässig. Da ich als Kind sehr viel Zeit im schönen Garten meiner Großmutter verbracht und diese Zeit sehr genossen habe, lag es nahe, dass auch Hildi einen solchen Garten haben und mit ebenso viel Hingabe pflegen muss. Darüber hinaus hat Hildi ein abgeknicktes Ohr. Dies kam zustande, weil meine kleine Nichte nach ihrer Geburt ebenfalls einen kleinen Knick im Ohr hatte.
Ich fand dies irgendwie besonders, sodass ich es in die Geschichte eingebaut und diesem kleinen Makel eine positive Eigenschaft zugeschrieben habe. Denn wenn die kluge Hildi nachdenkt, dann wippt ihr abgeknicktes Ohr vor und zurück.
Loki, der Löwe, war ein Geschenk von mir. Mit diesem Kuscheltier wollte ich ihr vermitteln, dass sie stets abenteuerlustig, mutig und unerschrocken sein und bleiben soll – genauso wie Loki. Er ist ein kleiner Krieger, furchtlos und manchmal auch ein bisschen übermütig Daher ist seine Mähne auch verwuschelt. Loki verkörpert eine gewisse Unbekümmertheit und Leichtigkeit, aber auch eine gewisse Risikobereitschaft.
Das Buch vermittelt verschiedene Werte. Welche genau und warum ausgerechnet diese? Was lässt sie so groß und wichtig erscheinen?
Im ersten Buch ging es mir primär darum fundamentale Werte wie Respekt, Rücksichtnahme und Zusammenhalt zu thematisieren, da sie in meinen Augen für ein friedliches Miteinander besonders wichtig sind. Natürlich gibt es noch viele weiter Werte, die auch für die Persönlichkeitsentwicklung von Bedeutung sind. Im zweiten Buch zum Beispiel werden die Themen Ängste, Mut und Selbstvertrauen-, beziehungsweise Selbstbewusstsein behandelt. Dabei handelt es sich nicht einmal nur um Dinge mit denen sich Kinder irgendwann konfrontiert sehen – auch wir erwachsenen hadern oft mit uns und lassen uns von unseren Ängsten und Zweifeln einschränken.
Bleibt „Lotti und das Land der Träume“ ein Einzelband? Oder kannst du in diesem Interview mehr über weitere Abenteuer von Lotti und co berichten?
Ursprünglich hatte ich nicht vorgesehen, dass es eine Fortsetzung geben sollte.
Doch mit der Fertigstellung des ersten Teils, kam mir bereits die Idee für die nächste Geschichte.
Lotti und ihre Freunde bieten so viele Möglichkeiten fantastische Geschichten zu erzählen und dabei auf wichtige Dinge einzugehen, mit denen sich unsere Kinder kurz über lang konfrontiert sehen.
Ergänzt, um das tolle Feedback der Leserinnen und Leser und dem ausdrücklichen Wunsch einer Fortsetzung, habe ich meine Gedanken erneut zu Papier gebracht und es ist wieder eine zauberhafte Geschichte mit sogar noch etwas mehr Tiefgang entstanden. Der zweite Teil befindet sich derzeit in Produktion und wird voraussichtlich im Herbst/Winter 2024 erscheinen.