[Interview] 3-Fragen Talk mit Arden Skye

Das Buch Tim und Keiji und der magische Adventskalender von Arden Skye vor hübscher Weihnachtsdeko

Kreative Vielfalt, Gründe für Tim und Keiji sowie Sensitivity Reading – Arden Skye (Tim & Keiji und der magische Adventskalender) stellt sich in diesem Interview knallharten Fragen.

Vor einiger Zeit konnte ich außerdem hinter die Kulissen des Buches blicken.

Interview: Zeichnen, Fotografie, Bearbeitung, Design, Video, Social Media – Vielfalt ohne Ende. Welcher Bereich macht dir besonders viel Spaß und wieso?

Schwer zu sagen. Ich mach ja nicht alles gleichzeitig, sondern immer das, wonach ich gerade Lust habe oder muss, wegen Arbeit/Aufträge. Erstes hängt von meiner Stimmung ab, weswegen das „Wieso” auch variieren kann.

Grundsätzlich find ich an sich nichts besser als das andere, alles hat seinen Nutzen. Unterschiedliche Bereiche, die mich in meiner Kreativität auf verschiedene Weise aufblühen lassen und jeweils andere Herausforderungen mit sich bringen.

Genauso wie bei Sprachen, artikuliert sich eine Person jeweils anders in den Feldern, bringt eine (vielleicht verborgene) Facette oder Stimme zum Vorschein. Ich find’ das schon sehr interessant und möchte daher gerne alle möglichen künstlerischen Hobbys erlernen, mich selbst damit kennenlernen.

Interview: Adventskalender finden jedes Jahr wieder reißenden Absatz. Warum sollte man dein Buch „Tim & Keiji und der magische Adventskalender“ unbedingt lesen?

Zum Einen wegen der fantastischen Winterwelt, in die Tim und Keiji jeden Abend reisen. Darin versteckt sich so einige Magie, je weiter du gehst. Allerdings kein kunterbuntes Chaos wie eine Achterbahnfahrt auf der Dult, sondern eher langsam herantastend, passt sich dem Alltagsleben der beiden außerhalb des Adventskalenders an.

Natürlich deutlich spannender als Schule und deren Freizeit, da das alles neu für sie ist. Das lädt meiner Meinung nach ebenso Ältere ein, mit dem Buch warm zu werden und ist nicht nur für Kinder, wie das Cover sowie der Klappentext scheinen mag. (In den Stichwörtern steht bereits, dass es eine all-age, also eine Geschichte für jedes Alter ist. Ich zieh’ da ungern eine Grenze – und anders als Lego darfst du ebenfalls älter als 99 sein. ;))

Zum Anderen ist es queernormativ, ein Setting, das mir besonders am Herzen liegt. Wer gut aufpasst, sieht allerdings, dass nicht gesamt Deutschland queernormativ lebt, sondern bloß die Schulklasse und Freundesgruppe sowie Familien der Hauptcharaktere. Zumindest in der realen Welt. Das Winterwunderland ist durch und durch queernormativ und eine „heile Welt” sozusagen.

Wie funktioniert das, ohne Romantik im Fokus? Queerness ist schließlich nicht nur Romantik und Sex. Es gibt keine Coming-Outs, denn keine Person nimmt an, dass jemand cis-hetero ist, selbst einige Mikrolabel sind bekannt, Gossip schließt auch andere Orientierungen ein, Pronomen werden richtig benutzt, … und mehr könnt ihr selbst nachlesen.

Ebenso ist es feministisch. Bevor du eine Augenbraue hochziehst und dich wunderst, wie das geht, wenn die meisten Hauptcharaktere männlich sind: das war schon Absicht. Wir alle wissen, wie eine feministische Welt für Frauen ausschauen und was es mit ihnen machen würde – im positiven Sinne. Wenige Leute vergessen daher oft, dass jedes Geschlecht von Feminismus profitiert, darunter ebenfalls Männer und Jungs.

Ich schreibe gern Geschichten, die diese Seite hervorheben, und zeigen, wie schön die Gesellschaft sein könnte, wenn niemand unter dem Patriarchat leiden müsste. Hätte es dieses Buch zu meiner Jugendzeit gegeben, hätte es mir vermutlich sehr geholfen, besser mit meinen Emotionen klarzukommen. So hoffe ich, dass es stattdessen anderen Jungs beziehungsweise Jugendlichen aller Geschlechter helfen kann.

Das Buch Tim und Keiji und der magische Adventskalender von Arden Skye liegt für ein Interview neben einem Hund

Interview: Du bietest Sensitivity-Reading („sensibles Lesen”) an. Was steckt dahinter? Welche Tipps hast du für künftige Sensitivity-Reader?

Recherche betreiben! Selbst bei Themen, die dir besonders nahestehen, die dich vielleicht durchs ganze Leben begleitet haben und du das Thema in Person bist, können eigene Traumata oft anderserlebte Erfahrungen ausblenden oder versehentlich ignorieren bzw. nicht zu Kenntnis nehmen. Damit erzielst du das genau Gegenteil: führst Vorurteile fort.

Schreibende haben sich sicher mit dem Thema davor beschäftigt und Webseiten durchgelesen, die ganz anders zu deinen Erfahrungen sein können. Es ist wichtig, sich nicht zu sehr in der eigenen Welt zu vergraben. Tief ein- und ausatmen, bevor du der oder dem Schreibenden dein Feedback zusammenstellst.

(Recherche muss nicht zwingend das Internet hier meinen, sondern ebenfalls deine Eltern nach Rat zu fragen, wenn es beispielsweise ein rassistisches Thema ist, das in einer früheren Generation spielt.)

Ebenfalls musst du nicht über alle Themen, in denen du dich auskennst oder selbst erlebt hast, Sensitivity-Reading anbieten. Es wäre zwar hilfreich, doch du musst auch auf deine eigene Gesundheit und Grenzen schauen. Wenn es dich zu sehr triggert, deine Vergangenheit durch etwas Geschriebenes nochmal zu erleben, dann musst du das nicht durchmachen.

Leider sind wir damit auch schon am Ende angelegt. Mehr über Arden und ihre Projekte erfahrt ihr über ihre Instaaccounts Autorin / Art oder Kofi. Oder ihr besucht ihr Discord.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert