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[Interview] Dorothea Flechsig – Kinderbücher für Naturforscher

Der Glückschuhverlag ist vor allem für seine Werte und Geschichten bekannt, die sich an junge Naturforscher richten und dabei Fakten sowie Wissenswertes vermitteln. Dorethea Flechsig, ihres Zeichens Chefin des unabhängigen und mehrfach ausgezeichneten Verlages, gewährte mir einen Blick hinter die Kulissen und macht klar, dass ein Buch mehr ist als nur ein Buch.

Die Autorin Dorothea Flechsig an ihrem Schreibtisch

Hallo Dorothea! Schön, dass du heute Zeit hast. Du bist Chefin des Verlages Glückschuh. Was macht deine Bücher so einzigartig? Wofür stehst du?

Ich schreibe Geschichten, die sich liebevoll, nachdenklich und spannend mit Gesellschaft, Tier- und Umwelt auseinandersetzen. Meine Figuren, Fledermaus Sandor, Petronella Glückschuh oder Aurelia wecken Lust auf Abenteuer.

Ich möchte den Forschergeist von meinen jungen Lesern wecken und auf die Natur neugierig machen. In allen meinen Geschichten spielen Tiere und die Natur eine bedeutende Rolle. Gerade in Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche immer mehr an moderner Technik interessiert sind und oft viel Zeit am Computer verbringen, sind meiner Meinung nach Lesestoffe, die den Schutz von Tier- und Umwelt fördern, besonders wichtig.

Im neuen fantastischen Roman „Das unsterbliche Nashorn“ symbolisiert der Dickhäuter Stärke, Ausdauer, Langlebigkeit. Ori, das kleine Nashorn, ist in der Geschichte ein beständiger Seelentröster für die jungen Romanfiguren, die Verluste und den Tod von geliebten Menschen erlebt haben.

Beim Blick ins Verlagsprogramm fällt auf, dass alle Bücher von dir stammen. Gibt es dafür einen Grund? Dürfen Leser in Zukunft auch auf Fremdautoren hoffen?

Vom Glückschuh Verlag werden Bücher erwartet, die ich geschrieben habe. Ich konnte mir in den vergangenen Jahren einen festen Kundenstamm aufbauen und es kommen immer neue Leser hinzu. In vielen meiner Bücher sind hinten kindgerechte Sachtexte zum Thema von Experten. Bei Sandor z. B. über Fledermäuse, Transsilvanien oder Umweltgifte. Alle unsere Lern- und Begleithefte für Lehrer und Schüler wurden von anderen Autoren und Autorinnen verfasst. Sie haben eine pädagogische Ausbildung und kennen sich mit dem Lernverhalten ihrer Schüler aus.

Du arbeitest mit verschiedenen Illustratorinnen und Fotografinnen zusammen. Entscheidest du das bei jedem Buch neu oder hast du deine festen Leute?

Für jedes Buch entscheide ich neu, welche oder welcher Illustrator am besten zu einem Projekt passt. Ich bin dabei immer wieder auf der Suche nach neuen Illustrator*innen, arbeite aber auch gerne mit zuverlässigen Partnern zusammen.

Illustration aus Sandor von Katrin Inzinger

Du achtest bei deinen Büchern auf ausgezeichnete Wertigkeit. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Die meisten unserer Bücher werden in Deutschland gedruckt, alle auf FSC-Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Wir geben uns bei der Gestaltung und der Ausstattung, z.B. mit Lesebändchen, große Mühe. Unsere Hörbücher haben alle einen eigenen Titelsong und werden von tollen Schauspielern gelesen. Uns ist es wichtig, dass Kinder lange Freude am Buch oder Hörbuch haben.

Vor Kurzem erschien „Das unsterbliche Nashorn“ als Hardcover. Wie kamst du auf die Idee und um was geht es im Buch?

Im Buch geht es um Leben und Tod, tiefe Freundschaft und die erste Liebe. Ich wollte eine Geschichte über ein Kind schreiben, das nicht viel über seine Herkunft weiß. Was ist mit Kindern, die nicht die Liebe im Elternhaus erhalten, die sie sich wünschen? Vielleicht weil die Eltern überfordert, krank oder unsicher im Leben sind oder das Gefühl haben, ihr Kind würde es bei einer anderen Familie besser haben.

Mich hatte die Frage beschäftigt, wie stark uns unsere Herkunft und unsere Eltern prägen. Von einem wichtigen Ort im Buch habe ich geträumt, ein alleinstehendes Forsthaus. Hier trifft die Hauptfigur Florin auf seine neue Familie und Freunde. Das Gebäude, umgeben von schöner Natur, stand in meinem Traum für einen Neuanfang.

Die Zahl an Pflege- und Adoptivkindern hat in den vergangenen Jahren in Deutschland stark zugenommen. Es gibt viele Kinder, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen. Besonders für diese Kinder sind lang anhaltende Freundschaften von großer Bedeutung. Ich wollte den Themen Tod, Abschied und Identifikation die Schwere nehmen. Der Tod gehört zum Leben und im Abschied beginnt auch ein Neuanfang.

Zum Inhalt: Der Findeljunge Florin wächst bei einer älteren Dame auf, die sich liebevoll um ihn kümmert. Als auch die ältere Dame stirbt, steht er alleine da. Er schlägt sich anfangs allein durch die Großstadt. Kommt dann aber zu einer Pflegefamilie aufs Land. Hier darf er zur Schule gehen und knüpft Freundschaften. In einer besonderen Sternennacht passiert etwas Unerklärliches. Ein Meteor fällt ganz nah vor den Kindern auf die Erde hinab und ein Wunder geschieht.

Cover Das unsterbliche Nashorn von Dorothea Flechsig

Die Bücher des Verlages sind mittlerweile mehrsprachig in über 20 Ländern erschienen. Entscheidest du selbst wo und wann oder wirst du gefragt? Wie läuft sowas ab?

Das ist unterschiedlich. Ich wurde auf der Buchmesse in Frankfurt von einem Verlag aus Kolumbien angesprochen. Inzwischen sind dort sieben Bücher von mir ins Spanische übersetzt. Ich habe auch Literaturagenten, die meine Bücher anderen Verlagen im Ausland zeigen. Das Bilderbuch „Pünktchen, das Küken“ ist so nach China gekommen. Wir haben aber auch persönlich andere Verlage angesprochen, zum Beispiel auf der Kinderbuchmesse in Bologna. Petronella Glückschuh ist so in Estland erschienen, inzwischen auch Sandor.

Bekannt bist du vor allem für deine Geschichten über die sprechende Fledermaus Sandor. Im Gegensatz zu anderen Verlagsprojekten gibt es Sandor als Hörbuch. Bewusste Entscheidung oder eher Zufall?

Alle meine Bücher für Leseanfänger und fortgeschrittene Leser gibt es auch als Hörbuch, E-Book und fast alle auch als Taschenbuch, kostengünstig für Schulen. Kürzlich habe ich mein neues Buch „Das unsterbliche Nashorn“ im Studio als Hörbuch aufgenommen. Gelesen wird es von der Schauspielerin Anne Düe. Ich habe als Kind nicht nur gerne gelesen, sondern auch Schallplatten und Kassetten mit Geschichten angehört. Kinder lieben Geschichten und nehmen sie auch gern mit unterschiedlichen Sinnen wahr. Ob in Druckschrift oder über das Ohr. Viele meiner Hörbücher laufen immer wieder bei Radio Teddy im Programm. Wir haben seit Jahren eine gute Kooperation.

Du bist mit deinen Büchern unter anderem an Schulen unterwegs. Was bietest du deinen Zuhörern? Vorlesungen, Diskussionsrunden oder etwas ganz anderes?

Das spreche ich meist mit den Schulen vorher ab, wie es gewünscht ist. Manchmal lese ich vor und wir spielen danach ein Wissensspiel zum Beispiel über Fledermäuse. Auch über Tiere, die Petronella Glückschuh erforscht: Regenwürmer, Weinbergschnecken, Igel, Fische… Die Kinder stellen mir auch oft Fragen über meine Person oder über meine Arbeit. Meistens bringe ich auch Passendes und Spannendes mit, das die zuvor gehörte Geschichte lebendig werden lässt.

Ich hatte schon oft lebende Blutegel oder Weinbergschnecken dabei. Honigwaben und unterschiedliche Honigproben, ein Maulwurfsskelett oder eine mumifizierte Fledermaus im Glaskasten. Ich versuche die Lesung auch mit Bildern über den Beamer so lebendig wie möglich zu gestalten. Eine Lesung ist nicht nur das Vorlesen einer Geschichte, sondern das Kennenlernen. Kinder sind neugierig und sie wollen meist viel über mich und meine Arbeit erfahren.

Illustration aus Petronella Glücksschuh von Christian Puille

Apropos Schule, passend zu Petronella, Sandor und Ritter Kahlbutz gibt es Hefte mit diversen Lernangeboten und Lehrermaterialien. Was genau bedeutet das? Wird das Angebot gern genutzt?

Lehrer kopieren aus den Lernheften das passende Material und bestellen meist vorab einen Klassensatz Bücher. Die Kinder können so das Gelesene vertiefen, sich im Sprach- und Wortschatz üben. Bisher haben wir nur positive Rückmeldungen von Schulen erhalten. Die Lernhefte sind fächerübergreifend und bieten den Kindern unterschiedliche Übungen auch für zu Hause und das fröhliche Lernen im Homeoffice.

Aktuell ist die Welt eine andere und vieles schwieriger als sonst. Was bedeutet das für dich und deinen Verlag? Welche Tipps hast du für andere?

Die Zurückgezogenheit kann Autor*innen auch guttun. Ich bin viel weniger unterwegs und genieße die Ruhe und kreative Zeit. Ich komme mehr zu längeren Schreibphasen. So arbeite ich gerade wieder an einem neuen Buch. Ich versuche jeden Tag als Geschenk zu sehen, an dem ich eine Arbeit machen darf, die ich liebe. Allerdings habe ich auch große Lust, mal wieder mit vielen Kollegen das Leben und neue Bücher so richtig zu feiern. Es fehlen die Messen und das Gespräch, indem man sich in die Augen sieht und sich direkt gegenüber ist. Ich verbringe auch mehr Zeit mit der Vermarktung und Werbung online, da viele Möglichkeiten, Neuerscheinungen auf Messen und Märkten zu zeigen, nicht möglich sind.

Leider sind wir damit auch schon am Ende angelegt. Vielen Dank für deine Zeit und die zur Verfügung gestellten Bilder. Übrigens habe ich euch „Das unsterbliche Nashorn“ bereits vor einiger Zeit ausführlicher vorgestellt.

[Interview] Elysa Summers – Von Fuchsgeistern, Japan und Gaben

Mit „My Beloved Kitsune“ begibt sich Elysa Summers in die Welt der Selfpublisher. In monatelanger Kleinarbeit entstand ganz besonders Buch mit starken Charakteren. Im Interview spricht Elysa unter anderem über ihre Beweggründe, die Zusammenarbeit mit Bloggern, welche Arbeit hinter Selfpublishing steckt und was sie als Person ausmacht. Außerdem gibt’s am Ende einen exklusiven Tipp für die künftigen Autoren unter euch.

Elysa Summers hält ihr Buch My Beloved Kitsune in den Händen

Hallo Elysa, freut mich das du hier bist. Vor kurzem erschien dein Debüt „My Beloved Kitsune  – Ghosts & Destiny“ via Selfpublishing. Worum geht’s?

Hallo Diana, es freut mich hier zu sein. J

In meinem Buch geht es um die junge Sakura, die Geister sehen kann und von einem Geist gebeten wird nach Japan zu reisen. Ihr Schicksal wäre mit dem eines Fremden dort verbunden. Zuerst glaubt Sakura dem Geist nicht, aber dann reist sie dank eines unglücklichen Zufalls, doch nach Japan zu ihrer Großmutter. Dort erfährt sie von ihrer besonderen Gabe Geister und Dämonen sehen zu können. Bevor sie sich daran gewöhnt hat, trifft sie bereits auf ihren Schicksalspartner Kiba. Der bringt sie mit seiner arroganten Art ganz schön auf die Palme und sie würde ihn gerne wieder loswerden. Aber das Schicksal hat vorgesehen, dass ihr gemeinsamer Weg erst begonnen hat …

My Beloved Kitsune ist als Reihe angelegt. Wie viele Bände wird es insgesamt geben? Hast du dich bewusst gegen einen Einzelband entschieden?

Es wird insgesamt drei Bände geben, wobei auch noch ein Sequel und mehrere Kurzgeschichten zu meinen Nebencharakteren geplant sind.

Ja, ich habe mich bewusst dagegen entschieden und zwar aus folgenden Gründen:

 1. Das Buch war ursprünglich ein Einzelband, aber mit fast 700 Seiten zu lang für einen Einteiler. (Gerade im SP sehr schwer zu stemmen.)
2. Ich wusste, dass durch das Lektorat noch ein paar Bereiche ausgebaut werden würden, daher wollte ich meinen Figuren und der Handlung entsprechend Raum geben sich zu entwickeln.

Japan und Kitsune (Fuchsgeister) – Hauptelemente deines Buches. Interessiert du dich generell für Japan? Was hat dich dazu inspiriert diese Themen aufzugreifen?

Oh ja, ich interessiere mich sehr für Japan. Es ist eines meiner liebsten Länder und ich möchte unbedingt einmal dorthin reisen. Am liebsten zum Hanami. <3
Die japanische Mythologie hat mich schon fasziniert, seit ich Animes wie Inu Yasha gesehen habe. Es ist einfach etwas Besonderes, auch wenn mich die europäische Mythologie genauso fasziniert, aber die kennt man ja schon. 😉 Irgendwann hatte ich einmal einen Traum, indem ein Fuchsgeist unter einem Kirschbaum saß und da war die Idee zu My beloved Kitsune geboren.

Cover und Illustration zu My Beloved Kitsune von Elysa Summers
Cover Farbenmelodie Coverdesign / Illustration Robyn

Inzwischen hast du die eine oder andere Rückmeldung zum Buch bekommen. Wie zufrieden bist du?

Zum Großteil bin ich wirklich sehr zufrieden. Die meisten Leser*innen haben mein Buch positiv bewertet und das freut mich natürlich. Leider gab es auch zwei / drei Leser*innen, die ein wenig unzufriedener waren, da der Einstieg ihrer Meinung nach zu lange gedauert hat. Das stimmt, mein Buch hat einen längeren Einstieg, dazu habe ich auch einen extra Post auf Instagram verfasst. Aber jeder hat ja seinen eigenen Geschmack und man kann es nie allen Leuten recht machen.

Dein aktuelles Werk ist für mich als Fan der japanischen Kultur ideal. Bleibst du für künftige Bücher in dem Bereich? Oder dürfen wir als Leser auf weitere Welten hoffen?

Also, wie oben schon erwähnt wird es vermutlich noch ein Sequel und mehrere Kurzgeschichten aus der Welt von MbK geben. Aber ich habe natürlich noch weitere Ideen geplant, z. B. eine Gay-Romance Märchenadaption zu meinem Lieblingsmärchen „Das singende, springende Löweneckerchen“.
Ich kannte zuerst nur die Manga-Version von Kei Ishiyama, aber die war so toll, dass ich auch das Original gelesen habe. Beide Versionen gefallen mir gut, aber erst der Manga hat mich zu meiner Adaption inspiriert. 😉

Als Autorin arbeitest du mit Bloggern zusammen. Wie fühlt sich die andere Seite an? Was klappt gut, was weniger?

Es hat wirklich gut geklappt und ich war sehr zufrieden mit meinen Bloggerinnen.
Sie haben schon vor Release Werbung für mich gemacht und dann natürlich als sie ihre Boxen erhalten haben. J Es war so schön zu sehen, wie sehr sie das Buch mochten und ihre positiven Rezensionen haben mich so gefreut. 😀
Bisher kann ich mich also nicht beklagen. ^^

My Beloved Kitsune von Elysa Summers mit passendem Lesezeichen

Als Selfpublisherin ist es für dich ungleich schwieriger entsprechende Kosten zu stemmen. Was unternimmst du, um es zu schaffen? Wie könnte man dich dabei unterstützen?

Ich habe tatsächlich für den ersten Teil einen Großteil meines Ersparten geopfert, aber ich würde es immer wieder tun. Trotzdem habe ich mich jetzt bei diversen Nebenjobs beworben, da ich hoffe so ein wenig zusätzliches Geld zu verdienen.
Unterstützen kann man mich auch bei Ko-Fi, in meiner Insta-Bio habe ich einen Link, wo man direkt zu meiner Ko-Fi-Seite kommt. Es ist egal wie viel man spendet, Hauptsache wir schaffen den Meilenstein.

Würdest du dich jederzeit wieder für Selfpublishing entscheiden? Oder wäre eine Verlagsveröffentlichung ebenso reizvoll?

Beides ist für mich eine mögliche Option. Ein Verlag hat halt den Vorteil, dass man nichts für Lektorat und Co bezahlen muss. Der Nachteil ist, dass man weniger Mitspracherecht beim Cover oder auch beim Lektorat hat. Denn im Selfpublishing kann man sich ja aussuchen mit wem man zusammenarbeiten möchte. Im Verlag geht das leider nicht. Außerdem hat man beim SP weniger Druck den nächsten Band zu schreiben, denn man kann seine Erscheinungstermine so legen wie man möchte.

Dafür muss man beim SP noch mehr Geld ins Marketing stecken. Denn man muss zwar auch bei einem Verlag selbst Marketing betreiben, da dieser einen als Newbie da meist nur wenig unterstützt, aber man bekommt zumindest die ein oder andere Hilfe an die Hand.

Ich hab mir deinen Blog auf Instagram etwas genauer angesehen. Was für Bücher magst du? Mit was kann man dich begeistern?

Am allermeisten lese ich natürlich Fantasy. Das ist das Genre, in dem ich zu Hause bin, ich liebe es einfach. <3 Aber ich lese auch gerne Bilder- bzw. Kinderbücher, gerade für meine Arbeit als Förderlehrerin. Ich liebe es, die putzigen Illustrationen zu betrachten und die niedlichen Geschichten zu lesen. <3
Manchmal lese ich auch Sachbücher zu Themen, die mich interessieren wie z. B. Hunde oder das Gärtnern.

Funko Pop des Charakters Kiba aus My Beloved Kitsune von Elysa Summers.
Ich habe schon öfter Funko-Pops auf Instagram gesehen, die zu Buchcharakteren angefertigt wurden (meist Rhysand oder Feyre etc.) Ich dachte mir, es wäre toll, wenn ich meinen eigenen Charakter im Regal stehen hätte. Vor ein paar Wochen habe ich endlich das Glück gehabt bei Ramona von moon.creative.pops eine liebe Ansprechpartnerin zu finden, die meinen Traum wahr werden ließ

Abseite von Büchern und Instagram, wie sieht dein normaler Alltag aus? Was macht die Person Elysa aus?

Ich arbeite vormittags als Förderlehrerin an zwei Grundschulen in Augsburg. Momentan ist der Beruf leider nicht ganz so schön, da wir ja viel Abstand einhalten müssen und zum Teil Distanzunterricht haben. Da kann man nicht immer schöne Unterrichtsideen umsetzen. Aber ich liebe es trotzdem – meistens jedenfalls. 😉 Daneben gehe ich gerne radeln und spazieren und koche gerne. Außerdem zocke ich oft mit meinem Freund, auch wenn ich nicht so gut bin. ^^ und bin ein Serien-Junkie.

Beim Stichwort Förderlehrerin klingelt es bei mir sofort. Hast du dich gezielt für die Arbeit mit besonderen Kindern entschieden?

Nein, als Förderlehrerin arbeite ich nicht mit Kindern an Förderschulen. (Auch wenn wir dort eingesetzt werden können.) Ich arbeite mit ganz normalen Grundschülern, die Lernschwierigkeiten in Mathe und / oder Deutsch haben. Und auch mit Kindern, die die deutsche Sprache erst lernen. Den Beruf des Förderlehrers gibt es so nur in Bayern und ist eine anerkannte Ausbildung. Ich wollte gerne mit Kindern arbeiten, aber ich war „zu schlecht“ für ein Studium. Durch das Arbeitsamt bin ich dann auf die Ausbildung aufmerksam geworden.

Eine Autorin steht kurz davor ihr erstes Buch zu veröffentlichen – dein Tipp?

Stehe hinter deinem Buch und lass dich nicht von kritischen Meinungen verunsichern. Jeder liest etwas anderes gern, man kann es (leider) nicht allen recht machen. Und such dir auf jeden Fall ein paar Blogger*innen, mit denen du zusammenarbeitest, denn gute Werbung für dein Buch ist das A und O.

Leider ist die Zeit schon wieder vorbei und ich muss mich von dir verabschieden. Vielen Dank das du da warst.

Ich habe mich sehr über dieses Interview gefreut und hoffe, ich konnte deine Fragen ausreichend beantworten.

Hast du, mehr als das. Danke übrigens für die zur Verfügung gestellten Bilder

[Interview] Luna Wood – Urban Fantasy mit Tiefgang

Luna Wood veröffentlichte vor kurzem ihren neuesten Streich „Apocalyptic Lovers“ bei Impresse Books. Worum es dabei geht erzählt sie euch ausführlich im Interview. Außerdem spricht Luna über ihre Bloggertätigkeit und hat am Ende sogar einen Tipp für alle Erstlingsautoren.

Die Autorin Luna Wood mit ihren Romanen.

Hallo Luna, freut mich das du Zeit gefunden hast. Erzähl doch mal ein bißchen über dich. Wer bist du?

Ich bin eine 32-jährige Mama, die vor ungefähr drei Jahren das Schreiben und Bloggen für sich entdeckt hat 🙂 Ich liebe Fantasybücher und sammle Merch rund um meine liebsten Geschichten.

Mit „Apocalyptic Lovers“ ist dein mittlerweile drittes Buch erschienen. Worum geht es?

„Apocalyptic Lovers“ ist ein Urban-Fantasy Roman, in dem die vier apokalyptischen Reiter eine tragende Rolle spielen. Der Leser lernt im Laufe der Geschichte besonders Kelyan, den Krieg und Trintje, einen Halbengel, kennen. Beide sind auf die Hilfe des jeweils anderen angewiesen und kommen sich dabei immer näher.

Welchen Charakter deines Buches hast du besonders gern und warum?

Eine schwierige Frage, aber wenn ich mich entscheiden muss, würde ich Kelyan wählen. Ich liebe seinen trockenen Humor, der meinen eigenen widerspiegelt 😀

Cover Apocalyptic Lovers von Luna Wood

Ist „Apocalyptic Lovers“ ein Einzelband oder dürfen die Leser auf eine Fortsetzung hoffen?

„Apocalyptic Lovers“ ist ein Einzelband, allerdings könnte ich mir durchaus eine Fortsetzung vorstellen 😉

Mittlerweile gibt es eine Printversion deines Romans. Wie fühlt es sich an E-Book und Print seines eigenen Romanes zu haben? Welches Medium bevorzugst du?

Das ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, denn all die Arbeit wird mit dem gebundenen Buch belohnt. Es ist ein Stück von mir, das ich jetzt mit allen anderen teilen kann. Eine Printausgabe ist für mich schöner, da ich etwas in der Hand haben möchte. Ein E-Book kann so leicht gelöscht werden, da verkörpert ein Print für mich einfach mehr Beständigkeit.

Du bist ja keine Debütantin mehr. Mit „Anam 1 & 2“ konntest du beim Tagträumer Verlag erste Erfolge feiern, allerdings unter anderem Namen. Wie kam es dazu? Um was geht es in beiden Büchern?

Ich hatte damals Leseprobe und Exposé an den Verlag geschickt. Nach dem ersten Feedback habe ich es noch einmal überarbeitet und meine wundervolle Verlegerin hat mir eine Chance gegeben. In Anam Fear geht es um ein zerrüttetes Land, dass nur durch die Elementträgerin wieder vereint werden kann. Sechs Elemente müssen gefunden werden, um das Gleichgewicht der Kräfte herzustellen.

Ein Buch schreibt sich bekanntlich nicht mal eben so. Wie lange brauchst du im Schnitt für ein Buch? Schaffst du es regelmäßige Schreibzeiten einzuplanen?

Das ist tatsächlich sehr unterschiedlich. Manchmal schaffe ich einen halben Roman in 3 Wochen, dann dauert es wieder einen ganzen Monat für 50 Seiten. Ich persönlich bin produktiver, wenn ich eine Deadline habe 🙂

Du schreibst im Bereich Fantasy. Ist das dein Lieblingsgenre? Welches Genre würdest du gern mal ausprobieren?

Fantasy ist mein absolutes Lieblingsgenre, dennoch kann ich mir durchaus vorstellen auch einen Thriller zu schreiben.

Es gab eine Vorbestellerphase. Wie erging es dir dabei? Würdest du aus heutiger Sicher etwas anders machen?

Durchwachsen. Ich muss gestehen, dass ich es mir etwas mehr erhofft hatte, aber  man weiß ja nie, was sich noch ergibt.

Du bist als Autorin und Bloggerin unterwegs. Welche Themen behandelt dein Blog? Worüber berichtest du?

Ich berichte hauptsächlich über Bücher aus dem Genre Fantasy und manchmal auch New Adult. Ab und zu sind auch Beiträge zu Kinderbüchern darunter. Schon seit längerer Zeit, überlege ich noch einen Blog zum Thema Inneneinrichtung zu erstellen;) Mal schauen was die Zukunft bringt.

Bücher schreiben, einen Blog führen, den Alltag durchstehen – bleibt da noch Zeit für Ruhe? Was machst du, um nicht völlig durchzudrehen?

Ich muss gestehen, dass ich selten wirklich Ruhe habe. Mit zwei kleinen Kindern, einem Vollzeitjob, Blog und dem Autorendasein bleibt nicht wirklich viel Zeit, um sich zu entspannen.

Oh nein, wie schnell die Zeit vergeht. Eine Frage habe ich noch: Wenn du anderen Erstlingsautoren einen Rat geben könntest, welcher wäre das?

Lasst euer erstes Werk ruhen und verschickt es nicht sofort an die Verlage. Sucht euch Testleser und arbeitet erst einmal an anderen Projekten. Wenn ihr dann nach einigen Wochen/Monaten ein weiteres Mal über die Geschichte lest und damit immer noch zufrieden seid, dann verschickt die Geschichte. Meist ist die Realität jedoch eine andere.

Toller Rat. Danke dafür. Und natürlich ebenso für die tollen Bilder. Danke, dass ich sie nutzen darf. Mehr davon findet ihr übrigens auf Lunas Instagramaccount.

[Interview] Anna – Erfahrungen beeinflussen, wie wir sind

Wie aufregend, gleich startet mein erster Videochat mit Anna. Wer Anna ist? Nun, dass erfahrt ihr im Interview. Eigentlich wollten wir uns an der Alster in Hamburg treffen. Da die Welt jedoch immer noch in einem Ausnahmezustand ist, haben wir uns kurzerhand umentschieden. Hoffentlich geht alles gut.

@Yvonne Orrego

Willkommen Anna. Schön, dass du dir ein wenig Zeit für mich nimmst. Aus welchem Buch stammst du eigentlich? Wie ist es dort so?

Hallo Lisa. Danke, dass du mich eingeladen hast.
Ich bin in „Als wären wir ich“ zuhause. Es ist eine verwirrende Welt, in der ich nie weiß, was real ist und was nicht. Es gibt so viele Dinge, die ich erlebt habe und denen ich immer wieder begegne. Aber mich umgeben auch viele liebe Menschen, die mich unterstützen.

Wie gut kommst du mit den anderen Charakteren klar? Wen hast du besonders gern und wen magst du gar nicht?

Ich bin sehr glücklich, mit meiner besten Freundin Lotte in einer WG wohnen zu können. Wir kennen uns schon sehr lange. Sie ist immer für mich da und versteht mich, auch wenn sie nicht weiß, warum ich so bin wie ich bin. Sie ist ein wunderbarer Mensch und ich beschütze sie, so wie sie mich.

Auch Mary ist mir sehr wichtig. Ich bin mir nicht sicher, wie lange sie schon zu meinem Leben gehört. Sie kommt mir so vertraut vor und andererseits scheinen alle Erinnerungen an sie sehr neu zu sein. Aber sie ist einzigartig. Ich habe immer das Gefühl, dass auch sie mich beschützt. Ich mag ihre Wohnung und ihre liebevolle und warme Ausstrahlung.

Es gibt zwei Menschen, denen ich aus dem Weg gehe: Meinen Vater Holger würde ich am liebsten aus meinem Leben und meinen Erinnerungen verbannen. Und meine Mutter Helena … macht mich traurig.

Die Story spielt in Hamburg. Warum eigentlich? Wäre beispielsweise New York auch möglich gewesen?

Ich war noch nie in New York. Überhaupt bin ich bisher nicht viel verreist. Das würde ich gerne ändern. Aber ich kann die Geschichte nicht an einem Ort erzählen, den ich nicht kenne. Ich weiß nicht, wie es dort aussieht. Und noch viel wichtiger: Ich weiß nicht, wie sich die Orte, an denen ich noch nicht war, anfühlen. Ich verbinde nichts mit ihnen.

Welche Plätze in Hamburg magst du besonders gern und warum?

Ich bin sehr gerne an der Alster. Es ist so schön grün dort und ich mag Wasser. Es gibt eine Bank, auf der ich besonders gerne sitze und auf das Wasser schaue. Diese Bank ist hinter Sträuchern und Bäumen versteckt und so bin ich für mich, obwohl dort immer sehr viele Menschen spazieren gehen.

Aber auch in den kleinen Straßen des Univiertels bin ich gerne. Es gibt viele kleine Geschäfte und Cafés, in denen ich gerne mit Lotte sitze.

Wohnst du eigentlich noch zu Hause? Falls nicht, wo wohnst du dann und wie lebt es sich dort?

Ich bin vor fünf Jahren aus meinem Elternhaus ausgezogen und wohne jetzt mit Lotte in einer WG. Ich finde es schön, sie bei mir zu haben. Sie ist manchmal etwas chaotisch und laut, aber das mag ich an ihr. Sie ist ganz anders als ich und genau deshalb verstehen wir uns so gut. Auch im WG-Leben. Nur die Partys, die sie manchmal bei uns feiert, mag ich nicht so gerne. Ich habe lieber meine Ruhe.

Im Roman liest du ein Buch das dir gewidmet ist. Kannst du uns verraten worum es geht?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Anfangs dachte ich, es sei nur eine Geschichte. Eine, in der die Hauptfigur heißt wie ich und auch andere Figuren aus meinem Umfeld auftauchen. Zufall? Dafür ist es zu ähnlich. Ich lerne mich darin in anderen Leben kennen und begegne doch überall den gleichen Problemen und meiner Vergangenheit. Und inzwischen bin ich mit auch gar nicht mehr so sicher, ob es wirklich nur eine Geschichte ist.

Liest du generell gern Bücher? Falls ja, was bedeuten dir Bücher an sich?

Bücher sind magisch. Sie sind meine Freunde und begleiten mich seit jeher. In ihrer Gegenwart fühle ich mich wohl und ohne sie ist mein Leben leer. In Büchern steht so viel mehr als nur eine Geschichte. Sie enthalten Leben.

Was hast du für Hobbys?

Am liebsten lese ich. Aber ich höre auch gerne Musik und tanze. Aber nur, wenn mich niemand sieht. Und wenn Träumen ein Hobby ist, dann ist das mein Drittliebstes.

Deine Erschafferin hat mir verraten, dass du eine soziale Phobie hast. Könntest du dazu mehr sagen? Was für eine Phobie? Wie geht dein Umfeld damit um?

Für mich ist es sehr schwierig, unter Menschen zu sein. Je mehr, umso schlimmer. Am Schlimmsten ist es, wenn mich jemand anspricht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll oder wie ich mich verhalten soll. Ich habe immer Angst, etwas total Peinliches zu machen oder zu sagen und dann würden mich alle angucken und über mich reden und lachen. Diese Situationen kann ich nur schwer ertragen und meistens muss ich dann schnell weg, weil ich sonst eine Panikattacke bekomme. Ich merke es immer daran, dass mein Herz rast und ich schwitze. Manchmal wird mir auch übel und schwindelig.

Unter Menschen zu sein, die ich nicht kenne, ist für mich sehr anstrengend. Deshalb bin ich lieber allein. Zuhause. In Sicherheit.

Außer meiner besten Freundin Lotte weiß niemand von meiner Erkrankung. Ich will nicht, dass jemand davon weiß. Es ist mir unangenehm. Lotte unterstützt mich sehr. Sie merkt sofort, wenn etwas nicht stimmt. Schon oft war sie meine Rettung. Wenn sie mich aus Menschenmengen rauslotst und nach Hause bringt. Oder sich einfach nur vor mich stellt, damit ich den neugierigen Blicken der anderen nicht ausgesetzt bin.

Leider ist die Zeit auch schon wieder rum. Vielen Dank für all deine Antworten. Hast du zum Schluss noch eine Botschaft für andere Buchfiguren?

Unserer Erfahrungen beeinflussen, wie wir sind. Aber unsere Handlungen bestimmen, wer wir sind.

Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche dir und allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr.

[Interview] Josefine Gottwald – Standardnixe kann jeder

Josefine Gottwald ist als Autorin ständig auf Achse. Mit „Mermaid“ veröffentlicht sie nach 6-jähriger Arbeit ihren allerersten Nixenroman. Der Auftakt zu einer großartigen Serie.

Ich hatte die Ehre sie mit Fragen löchern zu dürfen. Im Interview erfahrt ihr unter anderem wieso es so lange dauerte und wie viele Bände es werden. Außerdem erfahrt ihr mehr über ihre Arbeit als Biologin und wie sie das für Mermaid nutzen kann.

Cover des Romans Mermaid mit etwas Deko im Hintergrund

Willkommen zurück Josefine. Mit „Mermaid“ beschreitest du völlig neue Wege und veröffentlichst deinen ersten Meeresroman. Worum geht es?

Die Handlung erzählt von einer Herrscherin, die vom Thron gestoßen wurde und versucht, die Intrige aufzudecken. Beim Kampf um ihr Land muss sie auch innere Hindernisse überwinden. Der Stoff beinhaltet für mich viel Symbolik. Es geht um Menschen, die ihre Menschlichkeit verlieren und sich dem Materialismus zuwenden und um den Kontakt zum Körper. Gern würde ich auch den Kontrast zwischen Rationalität und Sinnlichkeit weiter vertiefen.

Klingt ganz nach meinem Geschmack. Ist Mermaid als Reihe angelegt? Wenn ja, wie viele Bände wird es insgesamt geben?

Ich sehe Band 1 als Prequel (was nicht korrekt ist, da er zuerst geschrieben wurde), also vielleicht als Teil 0 einer Saga. Er führt die Figuren und ihre inneren Konflikte ein und beschreibt das Setting unter dem Meer (das Unbewusste). Sechs Bände wären schön, dafür habe ich genügend Stoff.

Quallen in einem Aquarium in Berlin
Diese leuchtenden Quallen schwimmen in einem Aquarium in Japan. Josefine reist viel im Rahmen ihrer Recherche und hat dementsprechend meist was zum Knipsen dabei.

Ich bin neugierig, was hat dich zu Mermaid inspiriert? Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ich arbeite jetzt über sechs Jahre an dem Thema und kann das nicht mehr im Detail nachvollziehen. Es kommen immer wieder Aspekte hinzu, die überhaupt nicht meeresverwandt sein müssen. So beispielsweise eine Passage der Liederedda, die die Nibelungenlegende enthält: Es geht da um den Schatz, der jeden um den Verstand bringt. Fafnir (ein Riese) tötet für ihn und will ihn später nicht teilen. Stattdessen legt er sich auf das Gold und „wird zum Drachen“. Das fand ich spannend, da es unter den Menschen noch immer solche „Drachen“ gibt.

Natürlich gab es auch einen Andersen-Einfluss. Ich habe mich mit seiner Biografie beschäftigt und hatte den Drang, diese widerstreitenden Gefühle in Worte und Bilder zu fassen. Eine Herausforderung.

Oh ha, interessanter Hintergrund. Ich kenne Hans Christian Andersen und liebe seine Märchen. Du hast jetzt selbst eine Adaption geschrieben. Wie stehst du generell zum Thema Märchenadaptionen? 

Ich denke, eine Adaption bezieht sich auf die Handlung eines Werks, in dem Fall eines Märchens. Die inhaltlichen Überschneidungen sind hier gering, auch wenn es kleine Anspielungen geben wird. Märchen, vor allem Volksmärchen, sind vielschichtig und erlauben Interpretationen mit verschiedenen Schwerpunkten. Es gibt einen Schneewittchen-Horrorfilm („A Tale of Terror“ mit Sam Neil und Sigourney Weaver), den ich sehr liebe. Beim Kunstmärchen ist das anders, um es weiterzuerzählen muss man den Autor gut kennen. Mir fällt da kein geglücktes Beispiel ein …

Brunnen im Naturkundemuseum Wien
Dieser hübsche Brunnen steht im Naturkundemuseum in Wien. Ich kenne ähnliche Werke hier in Deutschland. Immer wieder schön.

Passend zum Release von Mermaid gab es auf Facebook eine große Party mit zahlreichen Spielen, Rätseln und Gewinnen. Wie kam das bei deinen Fans an? Wird es sowas in Zukunft wieder geben?

Dieser Tag mit den Lesern hat mir viel Freude gemacht! Die Stimmung war toll, und auch wenn alles online und distanziert stattfindet, spürt man eine enge Verbindung und spricht im Laufe des Abends über immer persönlichere Themen. Ich fand es berührend zu lesen, durch welche Tiefen die Teilnehmer in ihrem eigenen Leben schon gegangen sind und was ihnen Hoffnung gibt. Das würde ich gern wiederholen.

Du hast selbst Biologie studiert und bist damit vom Fach. Wie sehr hat dir das bei der Arbeit an Mermaid geholfen?

Meine Arbeit in der Aquaristik war eine große Inspirationsquelle. Kaum jemand kann sich vorstellen, wie es ist, morgens vor Öffnung durch eine lebende Ausstellung zu laufen und vom Balztanz der Seepferdchen begrüßt zu werden. Andere tiefe Eindrücke entstanden beim Spiel mit einem Oktopus (der mit seinen Saugnäpfen die Haut schmeckt und erkundet) oder beim Füttern und Berühren eines Meeraals (wobei man noch vorsichtiger sein sollte). Diese Impressionen würde ich gerne teilen, auch wenn meine Sprache da manchmal ins Fachlich-Fantastische abrutscht, so wie bei den „undulierenden Flossensäumen“ …

Säulen im Titanic Panometer Leipzig
Was für ein Foto. Entstanden im Titanic Panometer Leipzig. Kleinigkeiten wie diese nutzt Josefine immer wieder als Inspiration.

Das Cover ist recht düster und die roten Haare erinnern mich stark an Arielle. Bewusste Entscheidung oder Zufall?

Tatsächlich habe ich keine enge Bindung zu Arielle. Von den Disney-Filmen mochte ich „Die Schöne und das Biest“ immer lieber, weil sich die Beziehung komplexer gestaltet. Eric ist ein recht langweiliger Typ und Arielle sehr naiv. Ich glaube, die Heranführung an die roten Haare kam über einen Umweg: Ich wollte keine Sirene im Stereotyp einer blonden Verführerin wie die Loreley. Diese Rolle bekam Grím im Buch, also Nûris Schwester. Die dritte Schwester Raun sollte dunkel und unscheinbar sein, eine geheimnisvolle und stille Schönheit. Die roten Locken passten zu Nûris aufbrausendem Temperament – es gibt eine rothaarige Figur in „Abbitte“, vielleicht hat sie mich inspiriert.

Was war beim Cover besonders wichtig?

Mit der Düsternis hast du recht, das war ein wichtiger Aspekt für mich. Gemeinsam mit Vivian Tan habe ich viele Arbeiten des Plakatmalers Alfons Mucha aus der Jugendstil-Epoche gesichtet. Die nymphenhaften Darstellungen transportieren viel Weiblichkeit und Naturnähe, daher hat uns die Formensprache inspiriert. Das dunkle Seegrün war eine Farbe, die ich mir schon lange in den Kopf gesetzt habe. Sie ist unerwartet, nicht tiefblau und auch nicht tropisch türkis, eben meine Vorstellung der finsteren See.

Lesezeichen zum Roman Mermaid

Im Gegensatz zu den Eiselfen gibt es diesmal keine Illustrationen zwischen den einzelnen Kapiteln. Gibt es dafür einen bestimmten Grund? Hätten eventuelle Illustrationen gestört?

Ursprünglich war mein Konzept recht starr. Ich wollte das Schema der „Eiselfen“ mit einer Illustration pro Akt transportieren und nur in den Punkten Seitenzahl und Umfang der Reihe abweichen. Letztlich hat eine Verkettung von Komplikationen dazu geführt, dass aus den Illustrationen nichts wurde. Der Grafiker erstellte aber ein paar richtig schöne Ornamente, mit denen ich sehr glücklich bin. Inzwischen finde ich es sogar gut, dass die Reihe deutlich anders ist. Auch wenn wir die Figuren auf den Covern haben, hast du ganz recht: Ohne Bilder bietet die Geschichte mehr Freiraum für eigene Vorstellungen.

Vielen Dank für die spannenden Antworten und deine Zeit.

Übrigens, mehr zum Buch gibt’s auf Josefines Homepage. Auf ihrer Instagramseite findet ihr zusätzlich tolle Diskussionen.

Außerdem habe ich hier noch eine aufgezeichnete Livelesung für euch.

[Interview] Josefine Gottwald – neue Feinde auf Raubzügen

Josefine Gottwald ist als Autorin, Mutter, Lektorin und Verantwortliche für das Literaturnetz Dresden online und offline viel unterwegs. Dabei trifft sie auf zahlreiche Menschen, findet Inspiration für ihre eigenen Werke und konnte vor einiger Zeit mit „Raubzüge“ Band 6 ihrer Eiselfensaga veröffentlichen.

Ich hatte die Ehre sie mit Fragen löchern zu dürfen. Im Interview erfahrt ihr unter anderem mehr zu den Hintergründen der Reihe, wieso Vivian Tan Ai Hua die bisherige Coverzeichnerin ablöste und wie Josefine es schafft trotz der aktuellen Krise am Ball zu bleiben.

Alle bisherigem Eiselfenbände auf einem Bild

Willkommen Josefine und Glückwunsch zum neuen Buchbaby. Band 6 deiner Eiselfensaga kann seit kurzem gekauft werden. Worum geht es im neuen Band? Was erwartet die Leser?

Die Reihe spitzt sich nun so sehr zu, dass sich alle Ereignisse auf vorangegangene Bände beziehen. Lúthien, mein unfreiwilliger König, hat ohne sein Wissen einem engen Freund geschadet, der nun sein Todfeind wird. Das Rätsel, dieses Ereignis aufzudecken, macht einen Großteil der Spannung aus. Auriel steht ihm dabei zur Seite und entdeckt ihren Einfluss in der Diplomatie. Nebenbei hat sie ihre kleine Tochter und das ganze Reich zu versorgen, als ihr Geliebter gefangen genommen wird …

Oh ha, das klingt superspannend. Tolle Fortsetzung. Doch halt, die Coverzeichnerin ist seit Band 5 neu. Wie kam es dazu? Wie zufrieden bist du?

Ich war mit Isis Sousa, der Vorgängerin, sehr glücklich. Da sie in Norwegen lebt, konnte sie die Landschaften wunderbar abbilden. Als sie sich entscheid, mehr Zeit in ihre Kunst zu investieren und keine Auftragsarbeiten mehr anzunehmen, war ich sehr verzweifelt. Die Suche nach einem Stil, der der Reihe und den Erwartungen der Leser gerecht wird, gestaltete sich schwierig. Ich bin insofern sehr glücklich, mit Vivian Tan eine Künstlerin gefunden zu haben, die genauso charakterstarke Porträts zeichnet. Ihr kunsthistorischer Hintergrund gibt Perspektiven und Symbolik neue spannende Tiefe.

Puzzle zur Eiselfenreihe von Josefine Gottwald. Es zeigt einen der Hauptcharaktere.
Dieses Puzzle konnte man im Rahmen einen besonderen Verlosung gewinnen. Es wurde extra dafür angefertigt.

Aktuell gibt bzw. gab es zum neuen Band mehrere Aktionen, beispielsweise eine Leserunde über Lovelybooks oder das große Spezial auf Instagram. Worum geht es dabei? Wie bist du auf die Idee gekommen?

Leserunden bringen vor allem deswegen Freude, weil man als Autor einen direkten Kontakt zur Community bekommt. Onlineleser sind normalerweise sehr weit weg, daher ist das gemeinsame Lesen und der Austausch sehr intensiv und bereichernd. Bei Instagram war die Reihe bisher eher unbekannt, daher hielt ich es für eine gute Idee, dort eine große Aktion zu starten. Ich gab 10 Bookstagrammern die Gelegenheit, komplett neu in die „Eiselfen“ einzusteigen. Die Leserunde zieht sich noch in den September hinein und bleibt spannend.

Angelegt auf insgesamt 9 Bände, steuern die Eiselfen mit Band 6 langsam auf das große Finale zu. Merkst du bereits die berühmte Torschlusspanik? 

Ich freue mich auf das Finale und bin glücklich darüber, wie es sich zuspitzt. Natürlich könnte ich fürchten, zu viel Handlung für zu wenig Platz vorzusehen oder die neun Bände nicht einhalten zu können. Aber das ist nicht meine erste Reihe und bisher bin ich mit den Formatierungen immer hingekommen. Ich bin sehr aufgeregt, wie die Leser den großen Schluss empfinden. Hast du eine Idee, was kommen wird?

Leider gerade nicht, aber ich bin mir sicher, dass du uns nicht enttäuschen wirst. Ich hoffe, dass sich beide ihrer Stärken bewusst werden und das Band zwischen ihnen sich endgültig für immer festigt.

Mal sehen …

Teilweiser Rohbau eines Wikingerschiffes in der Stadt Roskilde. Dort befindet sich das Vikingeskibsmuseet.
Teilweiser Rohbau eines Wikingerschiffes in der Stadt Roskilde. Dort befindet sich das Vikingeskibsmuseet. Vergangenheit wird dort lebendig.

Die gesamte Eiselfenreihe spielt in einer kalten und eisigen Welt. Hast du dir die einzelnen Gegenden selbst ausgedacht? Oder beruhen sie auf realen Orten? Wenn ja, gehst du dafür auf Recherchereise?

Ich reise sehr gern zum Recherchieren! Oft ist es aber auch andersherum: Vergangene Erlebnisse – egal wo – inspirieren immer die Kunst. Trotzdem glaube ich, man sollte nordische Landschaften mit eigenen Füßen erwandert haben, um das Gefühl zu beschreiben. Ich bin durch Schottland und Norwegen gereist und war mehrfach in Dänemark und Schweden. Auch unsere Breiten bieten landschaftliches Potenzial für das Setting von Wäldern und Sümpfen, das erschließe ich mir in ausgedehnten Ausritten. Was mir noch fehlt, sind die Geysire Islands – aber es gibt auch in Italien viel vulkanische Aktivität!

Magie und der Glaube an mystische Wesen sowie die Verbundenheit zur Natur spielen eine große Rolle. Wie viel Wahrheit steckt in den Eiselfen?

Meine Elfenmagie ist keine Zauberei, sondern eher Spiritualität. Ich hatte mal einen Leser, dem das zu wenig war und der meinte, das Buch könnte ja dann auch von Menschen handeln. Es stimmt, für mich sind Romanfiguren immer menschlich, auch wenn es Vampire oder Nixen sind – anders funktioniert der Transport nicht. Aber die starke Naturverbundenheit, die sich in Religion und Ritualen zeigt, legt diese Ebene nahe: Meine „Menschen“ sind eben waldverwandt, also sind sie Elfen.

Frühere Version des späteren Covers zu Eiselfen Band 6 Raubzüge.
Ein neues Buchcover entsteht und mit ihm änderte sich sogar der Titel.

Wie wichtig sind diese Dinge für dich als Privatperson?

Ich bin in der Sagenwelt des Erzgebirges aufgewachsen und habe mich in meiner Jugend den Kelten verbunden gefühlt. Inzwischen interessiert mich auch der nordische Einfluss sehr. Ich habe viel zu den Wikingern recherchiert. Archaische Gesellschaften, so roh sie anmuten, haben in ihren Ritualen eine starke Einfachheit, die mir gefällt. Fruchtbarkeitsriten, der Ehebund, Ratssitzungen, Erbschaften … Alles wird mit hoher Symbolik aufgeladen und ist unmittelbarer als in späteren Zivilisationen. Ich kann damit gut arbeiten und auf der Basis meine eigene Symbolik entwickeln.

Überaus interessant. Apropos Glaube, Corona wirbelt unser Leben seit Monaten durcheinander. Wie sehr hat sich dein Leben seit dem geändert? Wie schaffst du es am Ball zu bleiben?

Es ist turbulent gewesen … Ich habe zeitweise meine Kinder unterrichtet und das Schreiben hinten an gestellt. Workshops und Lesungen wurden abgesagt. Trotzdem bot diese erzwungene Entschleunigung eine Chance: Wir haben Vögel bestimmt und Aquarellmalen gelernt – ganz nebenbei nahm ich mir endlich Zeit für den Ausbau von Online-Aktivitäten: Es gab neue Videos, meine erste Livestream-Lesung und das Literaturnetz Dresden hat eine eigene Mediathek!

Ich bin neugierig, wie gut kommst du bei den noch ausstehenden Bänden voran? Klappt da soweit alles?

Je besser man seine Figuren kennt, desto schneller kann man sich eindenken. Man weiß einfach in jeder Situation, wie sie reagieren würden. Die Haupthandlung ist immer festgelegter, die Herausforderung besteht in der Strukturierung – aber natürlich bleibt immer Luft für Nebenstränge, die ich mir noch ausdenken muss …

Tropfsteinhöhle
Josefine fährt für ihrer Recherche quer durch Deutschland und darüber. Hier beispielsweise hat sie die Tropfsteinhöhle besucht, um sich für ihr eigenes Trollvolk inspirieren zu lassen, welches Palladium und Eisen abbaut.

Die Eiselfen begleiten dich bereits seit Jahren. Wie schwer ist es solange an einer Reihe zu arbeiten? Was unternimmst du, um nicht den Anschluss zu verlieren?

Ich habe dicke Hefter mit Recherchematerial, Charakterbögen, Landkarten, Wörterbücher (Altnordisch) und Skizzen zu Völkern. Auf der Basis finde ich schnell Inspiration für einen neuen Handlungsstrang. Auch wird mir im Laufe der Reihe klarer, wie die Zielstellungen der Nebenfiguren aussehen, das formt die Handlung massiv, sodass ich nur spannend kombinieren muss.

Damit wären wir am Ende des Interviews angelangt. Eine Frage noch: Was steht bei dir in nächster Zeit so an? Auf was können wir uns freuen?

Eben habe ich eine Livelesung zu „Mermaid“ gehabt, die richtig Spaß gemacht hat. Man findet sie im Youtube-Kanal „komm! Ins Offene“. Außerdem gab es gerade eine Ausgabe für den Buchhandel, mit dem ich mich für das Durchhalten während Corona und die Unterstützung der Leserschaft bedanken will. Jetzt brauche ich ein bisschen Ruhe, um Neues zu schreiben. Ich würde aber gern dieses Jahr noch eine kleine Ebook-Gesamtausgabe für Band 1 bis 3 der Eiselfen rausgeben …

Übrigens, mehr zum Buch gibt’s auf Josefines Homepage. Auf ihrer Instagramseite findet ihr zusätzlich tolle Diskussionen.

Außerdem habe ich hier noch eine Leseprobe aus „Thirions Erbe“ für euch.