[Rezension] Eisblume – Legenden

Legenden

Enrise lebt in einer Welt, die von magischen Wesen herrscht, wird und trainiert von Kindesbeinen an. Jahre später steht der Kampf um die Thronfolge unmittelbar bevor. Enrise geht mit seinen Freunden Remo und Sarah auf Reisen, um die Zutaten für seine neue Waffe zu sammeln. Die kleine Truppe erlebt auf ihrer Reise einige Abenteuer und es kommt schließlich zum alles entscheidenden Kampf zwischen den beiden Prinzen.

(Inhaltsgabe entspricht dem Buchrücken. Rechte für den Text liegen bei Eisblume.)

Enrise ist der jüngere der beiden Prinzen und zugleich scheinbar der Unsichere von beiden. Er ist charakterlich schwer einzuschätzen, da er als Person nicht wirklich näher beleuchtet wird. Ebenso sind seine Handlungen während der Suche als gering einzustufen. Als Betrachter sehe ich nur seine Freunde in Bewegung. Spontan würde ich behaupten, dass Enrise generell gern Arbeiten abgibt. Zusätzlich kommt es mir so vor, als würde sich Enrise vor seinem älteren Bruder fürchten. Im Vergleich zu diesem ist er sich nicht sicher, wie stark er selbst ist und was er kann. Viel lieber verbringt er Zeit mit seinen Freunden.

Akaya entspricht dem, was man von einem großen Bruder erwartet. Er ist sehr selbstsicher und weiß was er will und noch besser was er kann. Akaya kennt einfach seine Kräfte. Der junge Mann handelt besonnen und unterschätzt seine Gegner nicht.
Reno und Sarah, die Freunde des jüngeren Prinzen, lieben Impulsität und handeln danach. Er handelt ohne nachzudenken und sie heißt mit zweiten Vornamen wohl Gefahr. Ungeachtet dieser Tatsache halten beide zum Prinzen.

Als Leser werde ich mitten in die Story geworfen. Die Vorgeschichte wird zwar erwähnt, aber nur sehr kurz und knapp. Im Laufe der Story wird darauf auch nicht weiter eingegangen und ich muss als Leser mit dem bisschen leben, was mir gegeben wird. Die Namen der einzelnen Personen gehen zudem ebenfalls unter. Den des älteren Prinzen habe ich beispielsweise am Anfang gänzlich überlesen, und wie der Vater der beiden heißt, ist mir bis heute nicht klar. Die Geschichte selbst haut mich generell nicht vom Hocker. Die Abenteuer der Reise sind zu kurz. Da hätte man mehr Spannung aufbauen können, ausführlicher werden können. Der Endkampf fällt dem leider ebenfalls zum Opfer. Kaum beginnt der Kampf, ist er auch schon wieder vorbei. Die Story endet damit abrupt. Einer der Prinzen wird besiegt und nun? Keine Lust mehr weiter zu machen? Kurz um: Die Geschichte ist für mich ein sehr knapp bemessener Ausschnitt aus einem großen Werk.

Die Panelführung ist insgesamt sehr gleichwertig. Ich konnte keine Ausbrüche durch die Figuren oder innerhalb eines einzelnen Handlungspunktes entdecken. Die Zeichnerin nutzt jedoch je nach Seite unterschiedliche Formen und Mengen. Kleiner Tipp für nächstes Mal: ganzseitige Panel als Stilmittel.
Soundwörter unterstützen die Handlungen und dienen als weiteres Stilmittel. Die Unterschiede zwischen den Gedanken- und den Sprechblasen der Figuren sind klar erkennbar. Der Leser wird dadurch nicht verwirrt.
Vereinzelt nutzt die Zeichnerin sogar reine Gesichterpanels, was an den betreffenden Stellen ausreicht.

Die Story wurde im Modus Schwarz / Weiß umgesetzt. Rasterfolie und unterschiedlichen Graustufen schaffen eine plastische Atmosphäre. Schatten werden dabei ebenfalls nicht vergessen. Außerdem beachtet die Zeichnerin auch Falten innerhalb der Kleidung. Sie passen zum Schwung der Sachen.

Die Graustufen sind mir vereinzelt jedoch zu gleichwertig. Ich würde mir fürs nächste Werk mehr Vielfalt wünschen, beispielsweise durch zusätzliche Gestaltungsmittel. Ein weiterer Tipp: Hintergrundpanel besser mit dem Inhalt abstimmen. Dies gilt besonders für Panels, in denen nur Gesichter gezeigt werden. Die Proportionen stimmen teilweise nicht gänzlich. Hier ein paar Beispiele: zu große Hände, zu kleine Köpfe oder Gesichter im Seitenprofil zu lang.

Die Nummerierung ist auf allen Seiten doppelt. Es reicht völlig die Seitenzahl nur einmal zu vermerken. Alles andere ist überflüssig.

Zusätzlich fehlt mir die Inhaltsangabe auf der Rückseite völlig. Sie gehört für mich unbedingt dazu, denn sie entscheidet, ob ich überhaupt im Manga blättere. Beim vorliegenden Werk habe ich durch deren Nummerierung keine Ahnung was mich erwartet und im Normalfall bei so was keine Lust mich damit näher zu beschäftigen. Eine Inhaltsangabe ist einfach eingängiges Gestaltungsmittel.

Die Angabe des Preises und einer ISBN, insofern diese vorhanden ist, sind ebenfalls von Interesse. Wird der Manga privat produziert, reicht mir persönlich eine Preisangabe. Der Preis ist, neben Inhalt und Zeichenstil, eine der wichtigen Entscheidungen für einen möglichen Kauf.

Die Zeichnerin stellt sich mittels verschiedener Infos zu Beginn des Mangas selbst vor. An sich keine schlechte Sache und interessant, aber für mich ungünstig platziert. Für mich ist so was am Ende des Werkes repräsentativer und sinniger. Oftmals wird so was als zusätzliches Extra genutzt. Die Inhaltsangabe oder eine Illustration erachte ich zu Beginn eines Mangas als sinnvoller. Natürlich sollte dabei korrekte Rechtschreibung durchgehend beachtet werden. Zu lange Links bitte kürzen. Dadurch spart Frau Platz und kann ihn für andere Sachen nutzen.

Cover und Buchrückseite kommen farbig daher. Ich finde das Motiv in Form eines Adlerkopfes mit Schwert im Schnabel richtig stark. Es zeugt für mich von Kraft und Sicherheit. Sein entschlossener Blick passt perfekt. Leider ist die Farbintensität an sich schwach. Den ersten Buchstaben des Titels habe ich beispielsweise lange Zeit gar nicht erkannt. Der Druck selbst offenbart sich als verpixelt und verrauscht. Auf Dauer kein schöner Anblick. Drucke ist daheim etwas im Entwurfsmodus aus, ist es nicht besser. Das Logo auf der Rückseite könnte etwas höher sein. Für mich klebt es zu sehr am Berg. Platz genug ist ja. Vom Design her mag ich die Rückseite.

Zum Ende möchte ich noch mal auf die Panelgestaltung eingehen oder besser gesagt auf einen Teil davon. Auf Seite 1 wird die Vorgeschichte ein wenig erläutert. An sich ok, aber bitte nicht mit der benutzten Schriftart. Sie ist aufgrund ihrer Größe nicht leicht zu entziffern. Durch die reine Großschreibung wird dem Leser keine Möglichkeit für eine Pause geboten. Je nach Charakter des Lesers kann das zu schnellem Abschalten führen. Kurz um: zu eintönig und gefühlt kein Abstand zwischen den Wörtern. Tipp: andere Schriftart und anderes Schriftformat.

Fazit

Insgesamt ist „Legenden“ ein sehr kurzweiliges Werk ohne große Höhepunkte. Die Story erscheint langweilig und ohne Schwung. Die Zeichnerin arbeitet mit verschiedenen Stillmitteln, um ihr Können zu zeigen. Grundlegende Infos wie eine Inhaltsangabe oder der Zeichnername gehören nach außen. Bei der Nummerierung bitte nur ein Format verwenden. Weniger ist in dem Falle mehr.

Ich betrachte „Legenden“ als Erstlingswerk mit Entwicklungspotenzial. Die Charaktere bieten Stoff für eine intensivere Ausarbeitung. Neues darf gern probiert werden. Hervorheben möchte ich an der Stelle eine coole Entdeckung auf Seite 6. Dort kleben Reno und Sarah an der Wand oder aber lösen sich von dieser. Unreal lässt grüßen. Ich nehme zumindest an das es so ist, denn im Normalfall bleibt der Hintergrund hinter den Figuren.

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