Joey Nobody – Neu verzeichnet
Joey Nobody ist ein kleiner, weißer Kerl mit einem Schal. Er denkt mehr, als dass er spricht. Sein Kumpel Pipp ist ein kleiner Piepmatz, der gerne ein richtiger Vogel sein möchte. Die beiden unvollendeten Plüschfreunde erleben kleine große Abenteuer.
(Inhaltsgabe entspricht dem Buchrücken. Rechte für den Text liegen beim Autoren / Zeichner.)
Joey Nobody zu beurteilen ist schwer, da „Neuverzeichnet“ eine Sammlung verschiedener Minicomics ist und man an sich jeden einzeln durchgehen müsste. Allerdings würde das deutlich zu lange dauern. Die Geschichten selbst sind meist auf 1 bis 2 Seiten begrenzt, teilweise jedoch auch deutlicher länger. Interessant ist dabei, dass die Bandbreite bezüglich der Thematik schwankt. Mich hat in diesem Zusammenhang speziell die Story „Der Seevogel“ beeindruckt. Sie kämpft mit Vorurteilen und deren Umgang. In dem Falle hat Pipp damit so seine Probleme und erkennt rasch, dass sie nichts bringen. Die Vorurteile werden durch einen Sack symbolisiert und verdeutlichen, dass der Mensch Zeugs mit sich rumträgt, was so nicht sein müsste. Ich bin mir sicher, dass sich so mancher in einer der Figuren dieser Geschichte wiedererkennt.
Es war zwar neu für mich, dass in einer Geschichte so unterschwellig und offen zugleich mit einem Thema umgegangen wird, aber wenn es nach mir geht, dürfte das ruhig öfter so sein. Generell sind Storys mit einer Moral interessant. Wobei ich mir die Übermittlung einer solchen Innerhalb eines Comics als eher schwer vorstelle. An der Stelle sei gesagt, dass ich ein solches Phänomen innerhalb des Werkes nicht entdecken konnte. An der Stelle muss ich doch auf die restlichen Geschichten zumindest etwas eingehen. Joeys Hilfsbereitschaft zieht sich durch alle Geschichten und gehört damit zu den wichtigsten Merkmalen des Comics. Wobei gerade diese Hilfsbereitschaft ein wenig in Eigennutz umschlagen kann, jedoch so gering und sicher eingesetzt, dass ich zumindest darüber nur lächeln kann und eine andere Gefühlsregung nicht mal ansatzweise entsteht.
Joey selbst spricht zwar nicht, aber seine Gedanken werden trotzdem liebevoll in Gedankenblasen offenbart oder so gezeichnet, dass es sich anfühlt, als würde er sprechen. Es ist, ohne Probleme möglich dem Handlungsstrang zu folgen. Ich persönlich finde dieses Stumme an Joey in Verbindung mit seinen großen Augen sehr reizvoll. Joey scheint ein Charakter zu sein, der einfach macht und wenig hinterfragt. (Wenn er es denn überhaupt einmal tut.) Er reagiert und lässt sich erst Zeit verstreichen, die man wertvoller nutzen könnte. Auch Pipp, sein kleiner Vogelkumpel, wirkt sehr lebensfroh und offen. Er ist stets an Joeys Seite und dermaßen niedlich, dass es eigentlich verboten werden müsste.
Insgesamt lebt der Comic schlichtweg durch das schlichte Design seiner beiden Haupthelden. Andere Figuren passen sich dem Design nahtlos an. Das Gesamtbild stimmt hier einfach. Im Comic wird jedoch nicht einfach eine Geschichte an die andere gereiht. Vielmehr werden die einzelnen Storys durch Kapitelcover unterteilt. Unter einer solchen Illustration ist zudem noch vermerkt, wo es die Story schon mal gab bzw. was es sonst zu wissen gibt. Die jeweiligen Titel der einzelnen Geschichten wiederholen sich auf den Seiten, auf denen sie gezeigt werden. Fraglich, ob das wirklich notwendig ist. Klar, es hat seinen Reiz und ich finde es interessant, dass jemand mit dieser Methode arbeitet, aber ein wirkliches muss ist es für mich nicht.
Sehenswert ist in meinen Augen der Zeichenstil selbst, welcher für mich aus einer Mischung von kindlich bis profihaft und teilweise etwas Amerikaflair. Die Figuren selbst entsprechen aufgrund ihrer Aufmachung eher dem was ein Kind zeichnen würde. Einfach, schlicht und ohne große Schnörkel, die am Ende eh keiner braucht. Jedoch machen die Kapitelcover und die Umsetzung des Gesamtwerks klar, dass hier sicherlich kein Kind am Werk war. Zum Schluss fühle ich mich im Comic selbst ein wenig nach Amerika versetzt. Ohne es zu wollen, zeigt mir der Comic, dass er genauso gut auch aus Amerika sein könnte. Ich kann mir nicht helfen, aber der Stil ist drin. Ich kenne zugegebenermaßen noch nicht so viele Comics, aber wenn das so weiter geht, empfinde ich das am Ende bei jedem Comic so. Für mich ist allerdings diese persönliche Erscheinung nicht als negativ zu betrachten.
Cover und Rückseite des Comics sind farbig. Zwar ist die Farbpalette in ihrer Menge sehr eingeschränkt, aber so harmonisch aufeinander aufgebaut, dass ich beides genau dafür liebe. Es passt sich schlichtweg nahtlos an und macht dadurch Bock auf mehr. Ich persönlich verliere zumindest bereits bei einem schlechten Cover die Lust darauf neugieriger zu werden. (Auch wenn die Story selbst genau das Gegenteil von dem ist, was das Cover suggeriert.) Die Panel sind so angeordnet, das zwischen ihnen ausreichend Platz ist, ohne dass sie sich verlieren. Es überschneidet sich nichts, und wenn denn doch eine Verbindung zum Nachbarpanel besteht, wird auf Lösungen wie beispielsweise Pfeile zurückgegriffen.
Klasse und stimmig finde ich die bereits weiter oben erwähnten Hinweise unter den Kapitelcovern. Gerade weil die Abenteuer für dieses Exemplar fast durchgehend komplett neu gezeichnet wurden, ist es interessant zu erfahren, wo der Ursprung liegt. Am Ende des Comics kann der Leser durch das Bonusmaterial die Entwicklung von Joey verfolgen. Übrigens wird bereits im Vorwort auf beide Figuren Bezug genommen. (Dabei erfährt der Leser alles, was er über die beiden wissen muss, bereits in der Inhaltsangabe.)
Fazit
Insgesamt gesehen ist „Joey Nobody – Neu verzeichnet“ mein erster Ausflug in diese Form des Comics gewesen und hoffentlich nicht der Letzte. Nur noch darauf beschränken möchte ich mich nicht, aber es ist eine richtig tolle Welt. Die Aufmachung des gesamten Comics ist für mich sehr stimmig und ich wüsste nicht, was man besser machen könnte. OK, die ständige Wiederholung der Storytitel vielleicht, aber sonst nichts. Joey und Pipp sind 2 Charaktere zum Knuddeln und ich bin mir sicher, dass ihr sie ihr ebenfalls lieb haben werdet. Mehr Storys von den beiden dürfen liebend gern bei mir vorstellig werden.