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[Rezension] Holger Zwerschke – Joey Nobody Neu Verzeichnet

Joey Nobody – Neu verzeichnet

Joey Nobody ist ein kleiner, weißer Kerl mit einem Schal. Er denkt mehr, als dass er spricht. Sein Kumpel Pipp ist ein kleiner Piepmatz, der gerne ein richtiger Vogel sein möchte. Die beiden unvollendeten Plüschfreunde erleben kleine große Abenteuer.

(Inhaltsgabe entspricht dem Buchrücken. Rechte für den Text liegen beim Autoren / Zeichner.)

Joey Nobody zu beurteilen ist schwer, da „Neuverzeichnet“ eine Sammlung verschiedener Minicomics ist und man an sich jeden einzeln durchgehen müsste. Allerdings würde das deutlich zu lange dauern. Die Geschichten selbst sind meist auf 1 bis 2 Seiten begrenzt, teilweise jedoch auch deutlicher länger. Interessant ist dabei, dass die Bandbreite bezüglich der Thematik schwankt. Mich hat in diesem Zusammenhang speziell die Story „Der Seevogel“ beeindruckt. Sie kämpft mit Vorurteilen und deren Umgang. In dem Falle hat Pipp damit so seine Probleme und erkennt rasch, dass sie nichts bringen. Die Vorurteile werden durch einen Sack symbolisiert und verdeutlichen, dass der Mensch Zeugs mit sich rumträgt, was so nicht sein müsste. Ich bin mir sicher, dass sich so mancher in einer der Figuren dieser Geschichte wiedererkennt.

Es war zwar neu für mich, dass in einer Geschichte so unterschwellig und offen zugleich mit einem Thema umgegangen wird, aber wenn es nach mir geht, dürfte das ruhig öfter so sein. Generell sind Storys mit einer Moral interessant. Wobei ich mir die Übermittlung einer solchen Innerhalb eines Comics als eher schwer vorstelle. An der Stelle sei gesagt, dass ich ein solches Phänomen innerhalb des Werkes nicht entdecken konnte. An der Stelle muss ich doch auf die restlichen Geschichten zumindest etwas eingehen. Joeys Hilfsbereitschaft zieht sich durch alle Geschichten und gehört damit zu den wichtigsten Merkmalen des Comics. Wobei gerade diese Hilfsbereitschaft ein wenig in Eigennutz umschlagen kann, jedoch so gering und sicher eingesetzt, dass ich zumindest darüber nur lächeln kann und eine andere Gefühlsregung nicht mal ansatzweise entsteht.

Joey selbst spricht zwar nicht, aber seine Gedanken werden trotzdem liebevoll in Gedankenblasen offenbart oder so gezeichnet, dass es sich anfühlt, als würde er sprechen. Es ist, ohne Probleme möglich dem Handlungsstrang zu folgen. Ich persönlich finde dieses Stumme an Joey in Verbindung mit seinen großen Augen sehr reizvoll. Joey scheint ein Charakter zu sein, der einfach macht und wenig hinterfragt. (Wenn er es denn überhaupt einmal tut.) Er reagiert und lässt sich erst Zeit verstreichen, die man wertvoller nutzen könnte. Auch Pipp, sein kleiner Vogelkumpel, wirkt sehr lebensfroh und offen. Er ist stets an Joeys Seite und dermaßen niedlich, dass es eigentlich verboten werden müsste.

Insgesamt lebt der Comic schlichtweg durch das schlichte Design seiner beiden Haupthelden. Andere Figuren passen sich dem Design nahtlos an. Das Gesamtbild stimmt hier einfach. Im Comic wird jedoch nicht einfach eine Geschichte an die andere gereiht. Vielmehr werden die einzelnen Storys durch Kapitelcover unterteilt. Unter einer solchen Illustration ist zudem noch vermerkt, wo es die Story schon mal gab bzw. was es sonst zu wissen gibt. Die jeweiligen Titel der einzelnen Geschichten wiederholen sich auf den Seiten, auf denen sie gezeigt werden. Fraglich, ob das wirklich notwendig ist. Klar, es hat seinen Reiz und ich finde es interessant, dass jemand mit dieser Methode arbeitet, aber ein wirkliches muss ist es für mich nicht.

Sehenswert ist in meinen Augen der Zeichenstil selbst, welcher für mich aus einer Mischung von kindlich bis profihaft und teilweise etwas Amerikaflair. Die Figuren selbst entsprechen aufgrund ihrer Aufmachung eher dem was ein Kind zeichnen würde. Einfach, schlicht und ohne große Schnörkel, die am Ende eh keiner braucht. Jedoch machen die Kapitelcover und die Umsetzung des Gesamtwerks klar, dass hier sicherlich kein Kind am Werk war. Zum Schluss fühle ich mich im Comic selbst ein wenig nach Amerika versetzt. Ohne es zu wollen, zeigt mir der Comic, dass er genauso gut auch aus Amerika sein könnte. Ich kann mir nicht helfen, aber der Stil ist drin. Ich kenne zugegebenermaßen noch nicht so viele Comics, aber wenn das so weiter geht, empfinde ich das am Ende bei jedem Comic so. Für mich ist allerdings diese persönliche Erscheinung nicht als negativ zu betrachten.

Cover und Rückseite des Comics sind farbig. Zwar ist die Farbpalette in ihrer Menge sehr eingeschränkt, aber so harmonisch aufeinander aufgebaut, dass ich beides genau dafür liebe. Es passt sich schlichtweg nahtlos an und macht dadurch Bock auf mehr. Ich persönlich verliere zumindest bereits bei einem schlechten Cover die Lust darauf neugieriger zu werden. (Auch wenn die Story selbst genau das Gegenteil von dem ist, was das Cover suggeriert.) Die Panel sind so angeordnet, das zwischen ihnen ausreichend Platz ist, ohne dass sie sich verlieren. Es überschneidet sich nichts, und wenn denn doch eine Verbindung zum Nachbarpanel besteht, wird auf Lösungen wie beispielsweise Pfeile zurückgegriffen.

Klasse und stimmig finde ich die bereits weiter oben erwähnten Hinweise unter den Kapitelcovern. Gerade weil die Abenteuer für dieses Exemplar fast durchgehend komplett neu gezeichnet wurden, ist es interessant zu erfahren, wo der Ursprung liegt. Am Ende des Comics kann der Leser durch das Bonusmaterial die Entwicklung von Joey verfolgen. Übrigens wird bereits im Vorwort auf beide Figuren Bezug genommen. (Dabei erfährt der Leser alles, was er über die beiden wissen muss, bereits in der Inhaltsangabe.)

Fazit

Insgesamt gesehen ist „Joey Nobody – Neu verzeichnet“ mein erster Ausflug in diese Form des Comics gewesen und hoffentlich nicht der Letzte. Nur noch darauf beschränken möchte ich mich nicht, aber es ist eine richtig tolle Welt. Die Aufmachung des gesamten Comics ist für mich sehr stimmig und ich wüsste nicht, was man besser machen könnte. OK, die ständige Wiederholung der Storytitel vielleicht, aber sonst nichts. Joey und Pipp sind 2 Charaktere zum Knuddeln und ich bin mir sicher, dass ihr sie ihr ebenfalls lieb haben werdet. Mehr Storys von den beiden dürfen liebend gern bei mir vorstellig werden.

[Interview] Holger Zwerschke über seinen Comic Joey Nobody

Heute habe ich ein weiteres Interview für euch. Diesmal durfte ich den Zeichner Holger Zwerschke mit meinen Fragen löchern. Doch halt, bevor ihr euch auf die Fragen stürzen könnt, worum geht es bei Joey Nobody überhaupt?

Joey Nobody ist klein, weiß und trägt einen Schal. Er hängt gern seinen Gedanken nach und spricht eher wenig. Sein bester Kumpel ist der kleine Piepmatz Pipp. Der kleine Kerl wäre so gern ein richtig großer Vogel. Zusammen erleben die beiden Plüschtierfreunde viele Abenteuer.

Cover Joey Nobody
Cover Joey Nobody von Holger Zwerschke

Was brachte dich auf die Idee Comics an sich zu zeichnen und zu veröffentlichen?

Gezeichnet habe ich seit meiner Kindheit und und in er Jugend. Danach erfolgte eine „vernünftige Ausbildung“ in welcher das Zeichnen eher eine Pause erlangte bzw für den Beruf keine Bedeutung hatte. Erst einige Jahre später widmete ich mich der Printmediengestaltung und verdiente dort meine Brötchen. Weitere Jahre später holte ich den Bleistift zurück in meine Hand, wo er eigentlich hingehört und begann wieder an zu kritzeln. Verschiedene „Schmierereien“ findet man auf kritzelbar.de. Das ist auch schon das ganze Geheimnis meiner Karriere.

In „Joey Nobody – Neu verzeichnet“ ist die Hauptfigur ein weißes Männchen mit einem schrägen Freund. Ist das für dich typisch oder eher eine Ausnahme?

Joey Nobody ist frei erfunden. Sein bester Freund, der kleine Piepmatz namens Pipp kam später als Begleiter und Freund dazu. Gemeinsam etwas zu erleben, macht doch mehr Spaß. Anfangs nutzte ich diese Figur (erstmals mit Kohle gekritzelte Figur) nur für einen Comic-Kurs. Später wollte ich gerne mehr daraus machen.

Joey’s Design und das seines Kumpels Pipp ist schlicht gehalten, typisch für dich?

Bei Joey und Pipp finde ich diesen Stil recht passend und dieser hat sich mit einigen Versuchen so entwickelt. Typisch möchte ich nicht sagen. Ich probiere mich aus und versuche weitere Stile mit unterschiedlichem Detailgraden bei anderen Arbeiten anzuwenden. Ich möchte mich nicht auf einen „Stil“ festlegen lassen.

Steckt in beiden Figuren viel von dieser selbst oder sind Ähnlichkeiten eher Zufall?

Joey kommt sehr nach mir. Ich bin auch eher hellhäutig, ruhig und mache oft große Augen. 😉 Pipp ist eher der, der wirklich spricht. Irgendwie auch ein Teil von mir. Ja. Aber auch ein Teil von jedem. 🙂

Zeichnest du generell eher schlicht oder bist du ebenso in detailreichen Gebieten unterwegs?

– siehe 3. –

Der vorliegende Comic enthält mehrere Kurzgeschichten statt einer Gesamtgeschichte. Gehst du damit auf Fanwünsche ein oder ist das schlichtweg leichter?

Die Kurzgeschichten entstanden nach und nach im Entstehungsprozess. In „neu verzeichnet!“  sind sie nun alle gesammelt in dem jetzigen Stil mit kleinen Rückblicken auf anfängliche Zeichnungen. Ich meine so passt es am besten und man lernt die Beiden besser kennen.

Wird es von Joey weiterer Comics geben?

Ich überlege weitere kleine Geschichten mit Joey und Pipp zu basteln. Dafür werde ich auch wieder einiges an Zeit benötigen.

Fällt es dir schwer neue Charaktere zu entwickeln?

Es macht mir viel Spaß Charaktere zu bauen. Am liebsten Tiere o.ä. In einer kreativen Phase fällt es mir nicht schwer, nur die eigenen Ansprüche steigen ständig.

Was ist dir persönlich an einem guten Comic wichtig?

Ich bin sehr augenlastig. Zuerst muss mir der Zeichen-Stil gut gefallen. Comics lese ich jedoch nur begrenzt. Ich sehe mich vorwiegend als Zeichner. Ich habe keine große Comicsammlung o.ä.

Du hast „Joey Nobody – Neu verzeichnet“ selbst verlegt. Siehst du darin einen größeren Erfolg als unter einem Verlag?

Ich denke, daß man mit einem Verlag evtl mehr Erfolg haben kann  – aber nicht muss. Bei „neu verzeichnet!“ wollte ich es schnell und unkompliziert bis zum Comicgarten Leipzig umgesetzt haben, weshalb ich nicht auf die Suche nach einen Verlag ging. Was mir daran außerdem gefällt, ist dass es eben „selbstgemacht“ ist und somit auch sehr persönlich. Sobald ich neuen guten Stoff zusammen habe, möchte ich auch direkt an einen Verlag herantreten. Dort wünsche ich mir vorerst professionelle Beratung und wenn möglich auch Unterstützung bei einer Veröffentlichung. Unterstützung erhalte ich von der Comiccombo Leipzig und möchte dafür recht herzlich danken.

Was macht dich als Künstler aus?

Ich möchte „Teile“ von mir weitergeben. Ich zeichne aus Leidenschaft und möchte mich ungern „festlegen“ lassen. Ich bin ich.

Lisa Erbe: Gibt es etwas was du deinen Fans mitteilen möchtest?

Joey lebt nur durch und in den Fans. Dankeschön! 🙂